Viele Pflanzen blühen einen Monat früher

Angesichts des Klimawandels blühen einige Pflanzen inzwischen mehr als einen Monat früher als noch vor Jahrzehnten. Das haben britische Forscherinnen und Forscher bei einer Analyse von 406 Arten in Großbritannien entdeckt.

Das Team um Ulf Büntgen von der Universität Cambridge hatte insgesamt 419'354 Daten zum Blühbeginn von 1952 bis 2019 analysiert, in Ausnahmefällen reichten sie sogar zurück bis 1753. Ihren Ergebnissen zufolge könnten Botanik und Landwirtschaft einem "bislang nicht dagewesenen Risiko" ausgesetzt sein.

Wie stark der Blühbeginn von der Temperatur abhängt, zeigte sich Mitte bis Ende der 1980er-Jahre, als es einen großen Temperatursprung für den Zeitraum Januar bis April in Großbritannien gab. In der Folge startete auch die Blüte dort sprunghaft früher. Grund war die Umkehrung der Nordatlantischen Oszillation - ein Luftdrucksystem, das auch das Klima in Deutschland beeinflusst. Dieser markante Sprung sei auch in Deutschland zu beobachten, sagt Agrarmeteorologe Wolfgang Janssen vom DWD. "Die Veränderung der Atlantischen Oszillation ist eine Ausprägung des Klimawandels, der in diesem Fall nicht stetig, sondern sprunghaft stattgefunden hat."

Blüten fallen Spätfrösten zum Opfer

Die Unterteilung der britischen Studie in den Zeitraum bis 1986 und die Zeit danach ist erfolgt, weil die Forscherinnen und Forscher vergleichbar viele Daten bis 1986 hatten wie für die Zeit danach, so dass sie mit dieser Jahreszahl zwei ungefähr gleichgroße Gruppen bilden konnten.

Wenn Pflanzen in Großbritannien weiterhin immer früher blühen und "wenn die Frequenz, Intensität und Dauer der Klimaextreme weiter steigen, ist die Funktion und Produktivität der biologischen, ökologischen und landwirtschaftlichen Systeme einem bislang nicht dagewesenen Risiko ausgesetzt", schreiben die Autoren. Die ökologisch aufeinander abgestimmten Arten reagierten unterschiedlich auf den Klimawandel und passten damit nicht mehr zusammen, sagt Büntgen. Bäume, die früher blühen, könnten zudem häufiger durch Spätfröste ihre Blüten verlieren und fruchtlos bleiben.

"Ein Grad Erderwärmung ist schwer vorstellbar, aber dass die Maiglöckchen einen Monat früher blühen, das ist greifbar", sagt Büntgen. "Jetzt wollen wir das gesamte Ökosystem anschauen." Dazu sollen auch Daten von Tieren einfließen.

Ausführlicher Bericht: NTV

Forschungsbericht (EN): The Royal Society

 

  • 24.11.2024